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’86…The pre-Fukushima Katastrophy – or should we say post-Sellafield? – anyhow: “Radioaktivität!” – Tomorrow, 20:00 CET, www.radioradius.ch

Salutes, ProgHeads,

– “it’s Tuesday! Were you aware? Are you aware of what that means?!”

– “Jay – tomorrow it’s wednesday!”

– “Hm, so?”

– “SO?????”

– “Yeah – SO what?”

– “Best day of the week is about to come – just one day more to suffer and the guys from A Beginners’ Guide To Progressive Rock will PROG YOUR WORLD!”

– “Rock my world? That’s what my girl does – what do I need THEM for?”

– “Improve over your girl: They PROG your world! Aight – forget about it – just tune in and you see what I mean!”

Yeah exactly – tune in or stay out – or, in other words: Be there or be square!

Ede’n’Fede

Discos Oldies

If you’re ever in Valencia (which you should be – beautiful city!!!), don’t dare to not check out the following record store:

They have an enormous amount of RARE vinyl oldies – especially spanish PROG from the 70s!
A very nice elderly couple gives you hints, plays the records for you and will almost surely dance with you!

Really, don’t miss!!!

Also see their (spanish) website http://www.discosoldies.com/ and don’t dare to refuse since you don’t know spanish – I bet you know some spanish guy who’d be happy to translate for you!

You’ll find them on the map here:

today at 20:00 CET on www.radioradius.ch: a positive contribution to the partly dark day in history – ’85 is up!

Hi Folks, Proggies, Listeners, hot Ladies (yeah – you deserve a special introduction!),

as you may know – on the 9.11. many things in German history happened – as well good as bad ones! The list is pretty long but just to name the most important:

– 1848: the parliamentarian Robert Blum was executed in Vienna breaking the parliamentary’s immunity,

– 1918: the Weimar Republic was announced after Max VON BADEN abdicated the Emperor of Germany 1923: Beer Hall Putsch in Munich by Hitler and colleagues,

– 1938: Kristallnacht, where lots of Jewish synagogues were set to fire,

– 1989: the Berlin Wall was torn down.

So, as you can see: lots of really bad things happend, just one good so we’re going to bend the statistics slightly in the positive direction by introducing you to the BEST MUSIC OF 1985 (which was also the best year in history so far – one of the greatest minds of the 21st century was born!)! Presented with the help of a full-time guest from a far country!!! So some special is coming up – TUNE IN TO CHECK OUT!

As always, brought to you by very passionate programmers!

Stay Tun’d!

Ede’n’Fede

Monkey3 – Beyond the Black Sky

Ganze 5 Jahre hat es gedauert bis von den Schweizer Postrockern Monkey3 ein richtiges neues Album herauskam (zwischendurch gab es eine kurze CD mit Coverversionen und auch eine Live-DVD). Aber lieber so, als irgendwelche unfertigen oder unreifen Sachen herauszubringen. Das machen Monkey3 sicher nicht, auch dieses Album schafft es wieder den Postrockfan bestens zu unterhalten.

Wer die Vorgänger mochte, kann hier getrost zuschlagen. Monkey3 erfinden sich nicht neu, genauso wenig wie das Genre – den Postrock von Mogwai, Mono, Explosions In The Sky und Ähnlichem. Musik aus dieser Schublade ist nicht gerade bekannt dafür, furchtbar abwechslungsreich zu sein. Aber die Melodien, die Dynamik, der Rockfaktor und die Spannungsbögen sind einfach perfekt miteinander arrangiert, sodass das dieses grosse Manko des Postrock geschickt überspielt wird, ohne die Genregrenzen zu übertreten. Im Vergleich zum Vorgänger, wo die Stücke meistens recht lange und ausladend waren, gibt es hier auch wieder – wie auf dem Debüt – kürzere, kompakte Songs. Stonerrock à la Kyuss, Postrock-Wände, riffiger Rock wie von Black Sabbath und spacige Keyboards sind in der Musik zu finden. Gepaart mit hohem Melodiefaktor ergibt das alles zusammen ein kurzweiliges und spassiges Album. Wirkliche Neuheiten sollte man aber nicht erwarten.

Auf jeden Fall ist Monkey3 eine Bereicherung für den Postrock und dafür in Vergleich recht unbekannt, zumindest treten sie eher weniger auf. Live ist die Band eine Wucht!

Fede Chavez

Tomorrow, 20:00 CET: Big Brother is watching you!

Hi folks, friends, fellows, prog-heads, nerdy geeks – dear listeners,

last week we left you unattended  in the usual time between 20:00 – 22:00 CET on www.radioradius.ch (a reply of an old show was on) so you were cleared…Sorry for that!

Anyway, this week’s wednesday, 2.11.11  during the usual time, you will be watched, right, by a mean CCTV camera! The reason is that according to our weekly schedule in presenting you each week/show one year of Prog/RIO/Avant/blablabla we entered the magical year of 1984 where we as a surprise will play you exclusively on the ether the whole album “1984” by van Halen!

Bazinga!

No, be asured we  won’t – but instead we together with birthday boy and 80’s-RIO expert Thomas Däbritz are going to introduce you to the finest 84’s music you have never heard of before…(if you know any of it visit us and get free ice cream (of course in reasonable portions!!!))

We also have a birthday present for our supporter – one you won’t recognize as one – be there and try spot it!

So, as always, tune in to www.radioradius.ch – find you player there and listen to the unbelievable good music brought to you by the unbelivable

Ede’n’Fede

Stay Tun’d!

A Perfect Circle – 13th Step

Um an die Rezi des Vorgängeralbums “Mer De Noms” anzuknüpfen, einige Gedanken dazu zu äußern, sei folgender Rezi folgendes leicht abgeändertes Zitat vorrausgeschickt: Ich sage es gleich vorweg – ich mag Tool besonders, und das liegt auch am Gesang von Maynard James Keenan.

Damit wir uns richtig verstehen: A Perfect Circle ist NICHT Tool, was sich schon dadurch zeigt, dass bei APC just EINER der Mannen von Tool vertreten ist, und zwar eben Maynard James Keenan. Deswegen sollte ich so wenig als möglich auf Vergleiche mit letzterer Hauptband zurückgreifen, selbst wenn sie sich anbieten sollten.

Im Vergleich zum Debut hat sich personell einiges getan, so wurde Sessiondrummer Josh Freese festes Bandmitglied, Paz Lenchantin verließ die Band um sich dem mittlerweile gescheiterten Projekt “Zwan” von Smashing Pumpkins-Frontmann Billy Corgan anzuschließen. Auch kam für Troy Van Leeuwen an der zweiten Gitarre James Iha von eben jenen Smashing Pumpkins und als Basser stieß der aus Marilyn Mansons Band ausgeschiedene Jeordie White dazu (James Iha kam allerdings zu spät zum auf der Platte eine Rolle zu spielen).

Das Cover spricht schon eine klare Sprache, keine Hämmer oder Schwerter oder Blitze die auf Metal schließen ließen, eine Bananenschnecke statt dessen, die auf dem Gesicht einer sehr blonden Frau herumkriecht. Die Vermutung, Herr Keenan und die übrigen Bandmitglieder möchten uns damit etwas mitteilen liegt nahe, spielt zumindest bei anderen Projekten mit Beteiligung des Sängers (Tool, Puscifer) die Symbolik eine nicht unbedeutende Rolle. Daher sei ein Ausflug ins Reich der Schnecken-Zoologie gestattet: die Gattung der Bananenschnecken teilt sich grob in drei Untergattungen, die verbreitetste wird 25 cm lang, die zweitverbreitetste 20 cm, verhältnismäßig zu lang verglichen mit dem Exemplar auf dem Cover. Die nur um Santa Cruz vorkommende Ariolimax dolichophallus wird bis zu 15 cm lang – das hingegen passt ungefähr. Hat diese Schnecke Superpower? Hat sie! Ihr Penis wird doppelt so lang wie ihr Körper – Weltrekord – und nach der Paarung kann der Penis manchmal nicht mehr befreit werden und wird abgekaut…die Interpretation sei jedem selbst überlassen, dennoch folgendes zur Einheit von Cover und Titel und Symbolik gesagt: bei den Anonymen Alkoholikern in den USA gibt es ein 12-Punkte Programm um clean zu werden. Der Term “thirteenth-stepping” ist ein verbreiteter Euphemismus und bezieht sich auf Mitglieder der Annonymen Alkoholiker, die sich neuen Mitgliedern mit tendenziell geringerem Selbstvertrauen annähern um Geschlechtsverkehr klar zu machen (50% der weiblichen Mitglieder der Annonymen Alkoholiker haben einer Umfrage zufolge solches Verhalten schon erlebt!). Schaut man sich das Cover nun noch mal an, versteht man es; hört man mit diesem Hintergrundwissen auf die Texte, z.B. in “The Package”, versteht man sie.

Nun zur Musik, genug der Worte über vermeintlich Nebensächliches. Wie schon eingangs erwähnt, sollte man sich befreien von Erwartungen an ein Tool Sideproject, man würde enttäuscht werden. Auch vom Vorgänger sollte man sich nicht irreführen lassen. Das ganze Projekt ist klar mehr im Alternative Rock verwurzelt, weniger im Prog Metal bzw. im Prog überhaupt. Was nicht heißen soll, es wäre nicht progressiv oder gar uninteressant!

Der Opener “The Package” beginnt mit minimalistischen Gitarrenklängen und einem neben die Felle und auf Metal schlagenden Schlagzeug. Ein im Subbereich brummender Bass setzt ein, ein bisschen erinnert das von der Struktur her an Eulogy. Der leicht traurig-gequälte, sehnsüchtige, melancholische Gesang gibt dem Stück das übrige, wird fordernder; die Intensität steigert sich, fällt wieder ab, zieht sich hin, schwillt wieder an, zerreißt innerlich; bevor – PAM PAM PAM PAM – sehr effektvoll eine Explosion stattfindet und ein sattes Riff einsetzt. Darüber gibt es fast post-rockig flirrende Gitarren. Die Produktion setzt das wunderbar in Szene, da waren Profis am Werk. Das Stück fällt wieder in sich zusammen, mündet in den minimalistischen Klängen des Anfangs, bis die Zeilen “I take what’s mine – this is mine” – geflüstert – den Schluss bilden.

Nach diesem Ausrufezeichen versteht man auch das von mir aus dem Kontext gerissen nicht verstandene folgende Stück. “Weak and Powerless” ist iessender, scheinbar geradlinig, dennoch subtil klaustrophobisch. Schon bei diesem zweiten Titel zeigt sich die Wandlungsfähigkeit und Abwechslungsreichtum der Band. Vorallem der Refrain ist beinahe catchy, beinahe zum Mitsingen geeignet, nichtsdestotrotz mit angezogener Handbremse vorgetragen, die sich auch nie wirklich lösen will.

Im folgenden, ruhig beginnenden “The Noose” zeigt sich das dritte Gesicht der Band, das ruhige, intime. Es fällt vor allem der Gesang auf, der eben diese intime Grundstimmung hervorruft. Dazu plingt ein Bass, der stellenweise wie eine Gitarre klingt. Wird es lauter, so lächelt Keenan in eine triste Trümmerwüste und umarmt mit bittersüßen Melodien die Welt. Stimmungsmäßig erinnert das entfernt an The Cure der frühen 80er.

So geht es weiter, “Blue” klingt ähnlich wie “Weak and Powerless”, ist ebenso fließend, wartet aber mit unverhohlen lyrischem Chorus – das vielleicht schwächste Stück der Platte, das zwar verheißungsvoll beginnt, dann aber in die Belanglosigkeit abflaut.

“The Stranger” ist wunderschön melancholisch, die gesammte Stimmung ist erzeugt von der Stimme, dazu eine Akustik-Gitarre, Synthie-Geigen, das reicht. In der nach “Weak and Powerless” zweiten Singelauskopplung “The Outsider” geht es wieder etwas lauter, fordernder zur Sache. Das wird dem Hörer von Anfang an durch treibende Drums und Gitarren klar gemacht. Wenn die Gitarre zu den voller gehässiger Inbrunst vorgetragenen Textzeilen “medicated – drama queen […]” ein schneidendes Riff zum Besten gibt, erwacht auch der letzte die Intimität der vergangenen Lieder als langweilig empndende Hörer wieder. Momente dieser Art sind allerdings und zum Glück sehr kurz; zum Glück, da sie so einzigartig und allein stehen und die Scheibe durch eben diese Kürze homogen lässt, selbst wenn es auch an anderen Stellen mal laut wird. Zum Inhalt sagte Herr Keenan übrigens “I had a friend who had some chemical problems. I ended up meeting his brother and his brother was so out of touch with what he was going through….so this song is kinda sung through the perspective of the brother who doesn’t understand what his loved one is going through and in a way has no compassion for what he is going through…this song is called the outsider because that brother is standing on the outside of a understanding and doesn’t get it. This song is from the perspective of someone who is ignorant and doesn’t have the time or patience to understand what their loved one is going through.”

“The Nurse who loved me” ist ein Cover der leider viel zu wenig beachteten 90er Post-Grunge Band “Failure”, in der, man höre und staune, der scheidende Troy Van Leeuwen Gitarre spielte. Trotzdem er auf einigen Liedern des Albums noch zu hören ist, ist er bei diesem nicht beteiligt. Das Original von “Failure” ist großartig, erinnert sehr an Bands wie Bush oder ähnliche Alternative-Helden dieser Zeit, ist fett produziert, rockt (in SloMo), ist reich intrumentiert und durchsetzt, wie viele Songs der Band, von elektronischen Gimmicks. Das dargebotene Cover ist ein, ausgenommen vielleicht die Stimmung, konträres Kontrastprogramm zum Original. Es ist sehr spärlich instrumentiert, der sehr intensive Gesang wird nur durch Synthie-Geigen, die eine melancholische und traurige Stimmung hervorrufen, und zurückhaltenden Soundspielereien unterlegt. Sehr gelungen und wie Picasso schon sagte: “Bad artists copy, good artists steal.”

Kaum klingen die Geigen aus: Willkommen auf der anderen Seite des Spektrums, es wird zum ersten Mal wirklich laut – was ein Übergang. “Pet” begrüßt mit einen Industrial-Riff, irgendwer in der Band scheint schon mal Nine Inch Nails gehört zu haben. Dennoch wird kein Mü von der bisherigen Gangart des Albums abgewichen, selbst Industrial hat Platz im Gesamtbild.

Das abschließende “Gravity” macht dort weiter, wo man vorher bei “The Noose” oder “Vanishing” aufgehört hatte, sanft und fließend wird die Platte zu Ende geführt, durch sphärische Klänge wird der Hörer von der Band in die Weiten des Alls entführt, schwebt schwerelos durch den intergalaktischen Staub und bekommt den Satz “I choose to live” mit auf den Weg, während die Klänge in den unendlichen Weiten verschwinden.

Mit “Thirteenth Step” ist APC ein sehr rundes, von Intensität, Emotionalität und meist Melancholie geprägtes musikalisches Wechselbad der Gefühle gelungen. Die Stärke der Band ist es, trotz aller virtuosen Komposition verschiedener Stilmittel ein stimmiges Gesamtbild zu erzeugen; intimste Momente und unmittelbar darauf folgenden Industrial-Riffs verschmelzen zu einem Ganzen.Herr Keenan, der vordergründig präsenteste des Kollektivs, fügt sich ein, Billy Howerdels subtile Genialität im Songwriting fällt ebenso erst bei zweitem Hinhören auf wie die überaus gelungene Produktion, sprich, eine Platte einer “Supergroup” mit Mitgliedern auf Augenhöhe, die niemandem etwas und sich nichts mehr beweisen müssen.

Es wird sicher kritische Stimmen geben, die APC, wie auch Tool (in erschreckendem Maße), die Proggyness absprechen wollen. Diese haben nicht ganz Unrecht, reiner Prog, als Genre betrachtet, ist das sicher nicht, progressiv im wortwörtlichen Sinn, als fortschrittlich, dennoch. Außer an einigen Stellen Tool, fällt mir nichts vergleichbares ein, mal von der Stimmung her The Cure, wobei auch das einigermaßen weit hergeholt ist.

Ich habe das Album als es veröffentlicht wurde beim ersten Durchlauf nicht verstanden, fand es belanglos bis langweilig. Diese Meinung hat sich maßgeblich und um 179° gewandelt, eine prima Platte für einen verregneten Sommer, eine prima Platte den Herbst beginnen zu lassen, eine prima Platte insgesamt.

Eduard Tetzlaff

Mogwai, Montreux Jazz Festival, 13.07.11

Montreux ist Montreux. Auch oder gerade im 45. Jahr. Einzigartig durch Lage, Szenerie, Publikum, Vielfalt an musikalischen Darbietungen und deren Qualität, kurzum, “Montreux sehen und sterben”.
Seit der Gründung 1967, u.a. durch “Funky Claude”, unter Proggern vorallem aufgrund der “herzliSCH Willkommen in Festhalle Bern” – Ansage auf “Bursting Out” von Jethro Tull bekannt, hat das Festival mehrere stilistischen Önungen und Wendungen hinter sich. Der Name lässt auf den Schwerpunkt Jazz schliessen, jedoch wurde dies mehr und mehr ein Anachronismus.
Traten in den Gründerjahren noch vermehrt Acts aus diesem Umfeld auf (u.a. 1967 Charles Lloyd mit Keith Jarrett am Piano, Jan Garbarek, das Jazz Eensemble Des Bayrischen Rundfunks,…), wurden schon zu Anfang der 70er Jahre mit Colosseum, Santana, Deep Purple, Frank Zappa, Nucleus und dem Mahavishnu Orchestra vom reinen Jazz abweichende Bands ins Programm aufgenommen. Auch wurde innert drei Jahren aus einem 3 Tage ein 2Wochen währendes Festival. Heutzutage gibt es eine bunte Mischung aller Musikrichtungen, von Stadium Rock à la Audioslave, über Blues-Headmaster B.B. King, viel Jazz, Weltmusik, Soul und R&B bis zu “History of Rap”-Konzerten ist alles dabei; es gibt “Concerts payant” sowie gratis Konzerte, insbesondere erwähnt sei die Bühne im Park, auf der täglich für lau Nachwuchsmusiker auftreten, es gibt das
Montreux Jazz Cafe, in dem ebenso gratis durchaus interessante Acts auftreten (z.B. dieses Jahr die Figurines), das Montreux Jazz Boat, die Jazz Train – ein Rundumpaket also bei dem der Langeweile aktiv vorgebeugt wird.
Dementsprechend bunt ist auch das Publikum, von parfum-gebadeten 60+ Frauen über alternative Yuppie 30er, böse aussehende Mitte-20-Ewig-im-Grunge-Hängengebliebenen bis hin zu auf den Balkons und an der Promenade abfeiernden lokalen H&M-Gangstern.
Inmitten dieser Mischung war dieses Jahr mal wieder ich, vornehmlich gekommen wegen Mogwai, ja auch ProgRock-ähnliches ist zuweilen vertreten (s.o.), das Line Up sah vorher noch Black Dub und Lamb vor, eine relativ junge Alternative Band und eine Grenzgänger-Band zwischen Jazz, Pop, Drum’n’Bass und vornehmlich TripHop, die zu den Wegbereitern letzteren Genres gezählt wird und die just nach 5 jähriger Abwesenheit ein neues Album veröentlicht hat, betitelt
“5” (der Titel hat angeblich nichts mit der Dauer der Pause zu tun sondern ist rein ein Hinweis darauf, dass es sich um das fünfte Album handelt…).
Über “Black Dub” kann ich nicht viel sagen, das Konzert fand ohne mich statt, geschuldet dem regendurchnässenden Auftritt von Kyasma auf der “Bühne im Regen – ähh Park”. Drei Jungs aus der Schweiz, darunter ein leicht androgyn wirkender Sänger, Keyboarder und Gitarrist, ein Lulatsch von einem Naturholz-Bassisten und ein Drummer, haben gerockt wie Hölle, gesungen wie Matthew Bellamy, gespielt wie Muse, nur irgendwie abwechslungsreicher, besser, FETTer, in hymnische Melodien verliebt aber in groovende Riffs verknallt. Wer also Muse mag, sollte auf diese Jungs ein Auge werfen, eine erste Single ist erschienen, ein Album folgt (www.kyasma.ch).
“Lamb” in der Miles Davis Hall waren hervorragend, haben es geschafft eine durchgängige Stimmung zu erzeugen. Wie immer war von den Gegebenheiten her alles perfekt, der Sound perfekt abgemischt, klar, differenziert, die Videoübertragung vollkommen ohne merklichen Delay. Die Band aus Manchester besteht hauptsächlich aus Andy Barlow, zuständig für Keys, Drums, Beats, Samples und elektronische Sounds, und der bezaubernden Sängerin Lou Rhodes, die auch mal zur Gitarre greift. Mit den beiden stand noch Jon Thorne am Kontrabass auf der Bühne; ein fettes Fundament für die rauchige, manchmal etwas fragile Stimme von Lou Rhodes war seine Mission – accomplished! Musikalisch stelle man sich die Band am besten aus Mischung von Portishead und Massive Attack mit einer Sängerin, die irgendwo zwischen Janis Joplin und Beth Gibbons, jeder Menge Zigaretten und Whiskey schwebt, sanft, intensiv, melancholisch. Dazu kommt der Kontrabass, der der Musik einen monotonen aber nichtsdestoweniger mitreißenden Groove gibt, der das Bauchfell gekonnt zum Vibrieren bringt. Die Beats sind relativ break-lastig, offensichtlich ist kein DJ dabei wie bei Portishead, allgemein ist die Band deutlich mehr im Drum’n’Bass und im Jazz verwurzelt als die vermutlich bekannteren Kollegen. Die Stimmung intim wie meist in Montreux, die Band gab ihr übriges dazu, wäre das perfekte Konzert für Verliebte gewesen, Engtanz à la Simply Red nur um Längen besser…
Mogwai waren Mogwai, eine Band, deren Live-Konzept sich dem Schreibenden bisher nicht immer erschlossen hat, die es auch noch nicht geschat habt, bei einem ihrer Konzerte bei mir eine stimmige, durchgehende Stimmung hervorzurufen, so verschieden sie auch sind, von laut, krachig bis gesangsbehaftet, fast schon poppig. So waren die Befürchtungen auch dieses Mal da, wurden von Stuart Braithwaite und Kollegen jedoch zu Anfang gekonnt zerstreut. Mit “White Noise” und
“Rano Pano” durften zwei Stücke der neusten Platte “Hardcore will never die, but you will” den Anfang machen, bevor als erster der die Befürchtungen bestätigende Track “Travel is dangerous” die sich aufgebaute fast traurige Schönheit durchbrach und für einen ersten Bruch sorgte. Dies Intermezzo hielt allerdings nicht lang an, “I’m Jim Morrison, I’m dead” setzte dem Spuk ein Ende. Das folgende “How to be a Werewolf”, auch ein Stück von der neusten Platte, mit flirrenden, Post-Rock typischen Gitarren und monotonem, erstaunlich präsentem Drumming, schwillt über eben diesen Drums immer mehr an, bevor es wieder in sich zusammenfällt. Apropos monoton, Stuart Braithwaite, der einzige der Truppe, der sich zwischen den Songs zu Wort gemeldet hat, tat dies auch relativ gleichförmig, mehr als ein immer gleiches “Merci Beaucoup, thank you”
brachte er nicht über seine Lippen. Er war allerdings der einzige der ganzen Mannschaft, der irgendwie Spaß zu haben schien, zumindest der einzige, der dies zeigte; die übrigen waren wie festgefroren.
So ging es weiter: Mit “Death Rays” und “Killing all the Flies” wurden wieder typische Post-Rock Songs dargeboten, bevor “San Pedro” die Atmosphäre wieder in irdischere Bahnen lenkte, allerdings knapp um ein Grounding herumkam, Abwechslung muss sein… Das folgende “You’re Lionel Richie” erzeugte durch seine Slow-Motion Riffs dafür wieder ordentlich Stimmung zwischen schottischer Hochland-Melancholie und isländischer Vulkan-Schönheit, “Auto Rock” passte auch, bevor “Mexican Grand Prix” wieder wirkte wie gefrorene Torten auf Hochzeiten. Der Abschluss war nichtsdestotrotz versöhnlich, “You don’t know Jesus” und, wie es sein musste, der beste Song des Abends mit einer fetten Explosion (man schaue sich auch das Rockpalast Video an), “Mogwai fear Satan” vom Debut zum Schluss (Mogwai ist übrigens chinesisch und bedeutet so viel wie Satan).
Danach war der Auftritt vorbei, keine Zugabe gab es. Die Lichter gingen an, es war auch schon gegen halb 2, die letzten noch verbliebenen Gäste gingen nach Hause. Aus der Miles Davis Hall ausgetreten wurde man von Old-School HipHop und Jacko aus dem Jazz Cafe empfangen – das ist Montreux, das ist Vielfalt, das ist einzigartig! Es war mal wieder umwerfend, trotz allem Regen, merci beaucoup Montreux, merci beaucoup Funky Claude und bis nächstes Jahr!

Eduard Tetzlaff